Erfahrungen mit dem neuen No-Name-Rahmen aus China

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Nachdem mein Cannondale leider den Geist aufgegeben hatte, beschloss ich die Teile mit einem neuen Rahmen zu einem weiteren Rad aufzubauen. Leider erwies sich die Suche nach einem Ersatzrahmen als recht schwierig. Ich durchsuchte verschiedene Online Shops und auch ebay Kleinanzeigen. Entweder war es ein Rahmen für Scheibenbremsen oder mir gefiel die Farbe nicht, außerdem musste natürlich die Rahmengröße passen. Auch der Preis sollte nicht zu hoch sein. 

Wenig Geduld und noch weniger passende Angebote

Also sah ich mich auf ebay um und stieß auf die Carbonrahmen, die unter dem Label Airwolf verkauft werden. Im Netz gibts ein paar Erfahrungsberichte, wovon einige ein gutes Fazit ziehen. Somit entschied ich mich dafür, diesen Rahmen zu kaufen. Mir gefiel die Form des Rahmens und auch das geringe Gewicht kann sich sehen lassen. Der Rahmen kostete 439 Euro. Hinzu kommen mindestens noch 80 Euro Versand. Entscheidet man sich für den Expressversand, ist auch die Zollabwicklung inklusive und das Paket landet an der gewünschten Adresse.  

Kommunikation, Lieferung und erster Eindruck

Nach dem Kauf schrieb mich der Verkäufer direkt an und erkundigte sich nach der gewünschten Versandart. Die Kommunikation lief schnell und unkompliziert ab. Auf Nachfrage wurde mir sogar ein zweites Schaltauge versprochen. Nach ein paar Tagen kam alles sehr gut verpackt bei mir an.

Zum Rahmen gibt es die passende Gabel und Sattelstange, sowie einige Zubehörteile (passende Sattelklemme, Steuersatzlager, Aheadkappe). Rahmen sowie Zubehör hatten optisch eine gute Qualität. Die Oberfläche des Carbons sieht super aus auch wenn sie nicht besonders hart zu sein scheint. Mal sehen was das Zeug hält!

Cannondale Recycling: Auf- und Umbau 

Beim Kauf achtete ich neben der passenden Rahmengröße auch auf die Kompatibilität zu meinen bereits vorhandenen Cannondale-Teilen. Dafür musste ich mir erst einen Überblick über die verschiedenen Standards verschaffen. Die Cannondale Kurbelgarnitur benötigt ein PF30 oder BB30 Innenlager. Nun musste ich die Kurbel sowie die Di2 Schaltung vom alten in das neue Rad umbauen.

Bisher wäre ich für Aufgaben am Tretlager (das alte Lager muss raus, damit man die Di2-Schaltung umbauen kann) zu einer Radwerkstatt gegangen, aber das erschien mir angesichts der vielen Arbeitsschritte als zu aufwändig. Ich besorgte mir daher das passende Werkzeug zur (De-)Montage des Tretlagers, damit ich das Projekt eigenständig umsetzen konnte. Außerdem habe ich nun für zukünftige Reparaturen alles zur Hand. Die Verlegung der Züge und Kabel war wie immer viel Fummelarbeit. Dafür konnte ich bei dieser Gelegenheit darauf achten, das alle Kabel und die Junction-Box gut gesichert und gepolstert im Rahmen liegen, damit es später keine Klappergeräusche gibt. Das war bei meinem Cannondale leider nicht der Fall.

Anschließend habe ich das Tretlager eingepresst. Auf Youtube gibt es viele gute Anleitungen dazu. Die abweichende Gehäusebreite des Rahmens kann mit Spacern ausgeglichen werden, damit die Kurbel passt, denn das Cannondale hatte eine um 5mm größere Tretlagerbreite. Ich hatte leider nicht die optisch passenden Cannondale Spacer parat. Normale tun es aber auch. Durch das neue Innenlager musste ich zwar etwas mit den Spacer/Schutzscheiben herum probieren, aber nun sitzt die Kurbel sicher und fest. 

Die Gabel wurde dann kurzerhand mit einer kleinen Metallsäge und einer Gehrung gekürzt und schon war das Rad fast fertig. 

Anbauteile
Rahmen + Gabel Airwolf YFR009 (1089g bei 49cm RH)
Lenker  Zipp SL 70 Aero, 38 cm + Specialized Roubaix Lenkerband
Vorbau  Cannondale C3 Vorbau, 115mm
Kurbel Cannondale Hollowgram SI, 52/36Z
Pedale Favero Bepro Duo Powermeter 
Sattel Fizik Antares 
Laufräder  Vision TriMax 45 Carbon Clincher 
Schaltung  Shimano Ultegra Di2 6870, 30/11Z 
Reifen Vittoria Corsa + Michelin Latex Schläuche 
Gesamtgewicht  7,7kg (inkl. Pedale)

Der China Böller im Festive-500-Test: So fährt sich das Rad

Nach der ersten Testfahrt war ich ziemlich überrascht. Das Ding fährt sich echt gut! Klar, das liegt auch an den Anbauteilen, die schon am Evo ihren Dienst getan haben, aber der Rahmen fühlt sich stabil  und auch schnell an. Mit einem saftigen Antritt lässt sich das kleine Leichtgewicht gut auf Tempo bringen und auch die Körperhaltung passt. So kann man das Tempo gut halten. Insgesamt fährt sich das Rad ziemlich "knackig". Der Rahmen fällt klein aus und die Überhöhung ist groß. Find ich gut :) Auch der Klang beim Fahren gefällt mir. Alles sitzt fest, nichts knarzt oder klappert. 

Spricht also überhaupt nichts gegen so einen Rahmen? 

Kommt darauf an. Durch die geringe Gehäusebreite ist der Rahmen im Bereich des Tretlagers nicht ganz so steif, was man in besonders heftigen Antritten sicher ein wenig spüren kann, wenn man sehr darauf achtet. Ich wiege selbst nur 67kg, aber ein Fahrer mit mehr Gewicht würde es vielleicht stören.

Auf der anderen Seite fallen Gabel und Hinterbau ziemlich hart aus. Unebenheiten gehen direkt in den Lenker oder den Sattel. Ein Markenrahmen wird in der Regel dahingehend sicher bessser optimiert und auch ausreichend geprüft. Damit es noch ein bisschen komfortabler wird, nutze ich einen Carbonlenker und Latexschäuche bei 6 Bar, die sich bei mir sehr bewährt haben. Die Kurvenlage ist von all dem aber nicht beeinträchtigt. Hier fühlt sich das Rad stabil und präzise an. 

Nach einigen Kilometern machte die Sattelklemme ein paar Knackgeräusche. Auch die Schraube der Sattelkopfklemmung war einfach zu lang (perfekt um sich eine Radhose zu zerstören). Wahrscheinlich ist die Sattelklemme nicht ideal konstruiert, aber mit etwas Fett an der richtigen Stelle ist wieder alles in Ordnung und die Schraube habe ich einfach kürzer gesägt.  

Auf meinen letzten Kilometern im Jahr 2020 rutschte mir leider noch kurz das Vorderrad weg und ich stürzte in einer Kurve. Danach war das Schaltauge, welches aus sehr dicken und weichem Aluminium besteht, verbogen. Normalerweise wäre die Fahrt vorbei gewesen, aber ich konnte es sogar wieder gerade biegen ohne es zu zerbrechen. Obwohl die Schaltung zuvor komplett im Laufrad hing, konnte ich zum Glück ganz normal weiter fahren. Mitlerweile fand das angefragte Ersatzschaltauge seine Verwendung. Zum Glück ist nicht so viel passiert.       

Unterm Strich bin ich mit dem neuen Rennrad also wirklich zufrieden und ich werde es sicher öfter fahren. Es ist eindeutig nicht besser als ein Markenrahmen, aber für mich scheint es eine gute Alternative zu sein und für ein Winter-/Zweitrad ist es ausreichend. Aber sicher kann man mein Fazit nicht auf alle Rennradrahmen oder Teile übertragen, die auf ebay, Wish und Co. zu teils extrem niedrigen Preisen verkauft werden. 


Ich hoffe ihr habt das Jahr 2020 gut und gesund überstanden und dabei viele schöne Stunden auf dem Rennrad, Crosser, MTB oder was auch immer verbracht. Ich bin gespannt auf das neue Jahr und ob man vielleicht bald wieder zum gemeinsamen Rennradfahren aufrufen und einladen kann. Bis bald auf roadbikelife.de

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